Etwas Gutes, etwas Rotes oder eine gute Nummer wie die Zahl Acht? Ja, alle könnten glücklich sein, aber alle könnten auch unglücklich sein. Anhand der folgende Geschichte nach dem chinesischen Sprichwort „Sài wēng shī mǎ, yān zhī fēi fú“ (chinesisch: 塞翁失马,焉知非福) lässt sich zeigen, wie die Chinesen an Glück denken.
In der Zhanguo-Zeit lebte ein alter Mann in der Nähe von dem Große Mauer namens Sai Weng. Der alte Mann konnte das Glück gut voraussagen. Er besaß ein wunderschönes Pferd. Aber eines Tages fand er sein Pferd nicht im Stall. Das Pferd war zu dem Hunnen, den Gegnern der Han-Volksgruppe, gelaufen. Alle Einwohner seines Dorfes kamen zu ihm, um ihn zu trösten. Der alte Mann aber sprach: „Geht nicht soweit, von einem Unglück zu sprechen. Wer weiß, was darauf folgen wird. Ob es ein Unglück oder Segen ist, vermag ich nicht zu sagen.“
Nach einigen Monaten kehrte das Pferd plötzlich zurück und brachte noch ein wunderschönes Pferd von dem Hunnen mit. Erneut kamen alle zu dem alten Mann und gratulierten ihn. Der alte Mann aber sagte: „Wieder geht Ihr zu weit! Es kann auch ein Unglück sein.“
Der alte Mann hatte viele Pferde und sein einziger Sohn ritt sehr gern auf dem Pferd. Eines Tages fiel dieser Sohn vom Pferd und brach sich die Beine in einer Weise, dass er für immer ein Krüppel bleiben würde. Wieder versammelten sich die Leute aus dem Dorf und sagten zu dem alten Mann: „Wieder hattest du Recht! Es tut uns so Leid, dass dein Sohn die Beine nicht mehr gebrauchen kann. Er war doch deine einzige Stütze. O, welch ein Unglück ist über dich gekommen. Du armer Mann.“ Der alter Mann Sai Weng aber antwortete: „Ihr seid von Urteilen besessen. Geht nicht so weit. Sagt nur, dass mein Sohn sich die Beine gebrochen hat. Niemand weiß, ob es ein Unglück oder ein Segen ist.“
Ein Jahr später, die Hunnen hatten einen großen Krieg geführt und hatten auch die Grosse Mauer überwunden. Alle jungen Männer aus dem Dorf wurden von den Soldaten weggeschleppt, um mit den Hunnen zu kämpfen. Weil Sai Wengs Sohn sich die Beine gebrochen hatte, konnte er nicht zum Kriegsdienst gehen. Die meisten Leute, die in der Nähe der Großen Mauer wohnten, kamen in dem Krieg ums Leben. Nur Sai Weng und sein Sohn blieben am Leben.
Darum geht es: Ist es Unglück oder Segen, wer weiß das? Wie der chinesische Philosoph Laozi gesagt hat: Das Unglück stützt sich auf das Glück, und das Glück verbirgt sich hinter dem Unglück.
|