Qixi gilt als chinesische Entsprechung des westlichen Valentinstags. Das Fest wird nach dem traditionellen Mondkalender am siebten Tag des siebten Monats gefeiert. Ursprünglich geht Qixi auf die Legende von „Niulang und Zhinü" zurück, mit der die Liebesgeschichte zwischen einer Weberin und einem Kuhhirten erzählt wird. Wenngleich das Fest innerhalb der jüngeren Generationen begeistert begangen wird, ist die Legende selbst nur noch wenigen bekannt. Zudem geraten die ursprünglichen Sitten und Gebräuche allmählich in Vergessenheit. Wir erzählen Ihnen mehr über die Ursachen und Hintergründe.
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In den chinesischen Großstädten werben in diesen Tagen unzählige Geschäfte mit auffälligen Werbeplakaten und Rabattaktionen zum Qixi-Fest. Viele junge Stadtbürger nutzen das Fest als Gelegenheit, um ihren Freunden schöne Geschenke zu bereiten. Im Taumel des Konsums rückt dabei die ursprüngliche Bedeutung des Festes weit in den Hintergrund.
„Ich weiß, dass das Qixi-Fest auf die Volkssage von ‚Niulang und Zhinü' zurückgeht. Über die eigentlichen Traditionen zu diesem Fest ist mir allerdings nur wenig bekannt."
Nachdem das Fest über viele Jahrzehnte hinweg nahezu in Vergessenheit geriet, ist die chinesische Variante des Valentinstags „Qixi" heute wieder höchst aktuell. Das traditionelle chinesische Fest entstammt ursprünglich der Liebeslegende zwischen einem Kuhhirten und einer Weberin, Niulang und Zhinü. Erst spät wurde die Parallele des Qixi-Festes zum westlichen Valentinstag gezogen – insbesondere aufgrund der Aufmerksamkeit, die sich zwei Liebende an diesem Tag zukommen lassen. Mei Lianhua, Experte für chinesische Sitten und Gebräuche, erläutert:
„Das Qixi-Fest hatte ursprünglich insbesondere für Mädchen eine wichtige Bedeutung: In früheren Zeiten galten Mädchen als besonders tugendhaft, wenn sie über gute Fähigkeiten im Nähen und Weben verfügten. Am Abend des Qixi beteten sie für Schönheit, Geschicklichkeit und Tugend, so dass ihnen eine glückliche Ehe beschieden sein würde. Aus diesem Grund trug das Fest einst den Namen ‚Qiqiao', was so viel wie ‚Gebetstag der Geschicklichkeit' bedeutet. Am Abend des Festes stellten sie Gebäck und Webstücke unter freiem Himmel aus. Zu den Aktivitäten zählten auch Geschicklichkeitswettbewerbe, etwa solche, bei denen Garn durch das Nadelöhr gefädelt wurde. In südchinesischen Regionen wurde am Tag des Qixi zudem die Volljährigkeit von Mädchen gefeiert."
Qixi erfreut sich heute in China einer neuen Beliebtheit. Eine wichtige Ursache hierfür ist Mei Lianhua zufolge auch, dass die romantische Geschichte zwischen Weberin und Kuhhirt dem Zeitgeist der Gegenwart entspreche:
„Die Sehnsucht der beiden Verliebten erfüllt sich und sie werden schließlich zu einem Ehepaar. Dieses Fest geht auf das traditionelle chinesische Brauchtum zurück und stößt zugleich in unserer heutigen Welt auf Resonanz. Liebe ist schließlich ein Thema, das nie an Aktualität verliert. Hinzu kommt, dass in diese Jahreszeit nur wenige Feiertage fallen und die Sommermonate durch Qixi belebt werden."
Wenngleich Qixi demnach auf reichhaltigen Traditionen fußt, so wird es heute in ganz China meist im Sinne des westlichen Valentinstags gefeiert. Verliebte und Partner schenken sich gegenseitig Blumen, Kuchen oder Schokolade. Die Rolle des Konsums rückt so immer weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Kaum eine Branche lässt sich die Gelegenheit entgehen, anlässlich des Feiertags ihre Geschäfte zu beleben. Es gibt nicht nur Rabattaktionen für Kleidung, Einrichtungsgegenstände und Schmuck sowie besondere Discount-Angebote für das romantische Dinner. Längst beteiligen sich auch Bereiche wie der Auto- und Immobilienverkauf an den Dynamiken des Festes, mit dem sie inhaltlich ursprünglich in keinem Zusammenhang standen. Die Einflüsse der Moderne und des wirtschaftlichen Aspektes sind laut Mei Lianhua heute nicht mehr aufzuhalten. Dennoch könnten auf andere Art und Weise traditionelle Inhalte erhalten bleiben:
„In unserer Gegenwart ist die Handwerkskunst für Frauen weit in den Hintergrund gerückt. Wir müssen realistisch sein, uns den Erfordernissen der Zeit anpassen und entsprechende Fähigkeiten erlernen, die uns im Alltag dienen. Was wir jedoch von der Legende von ‚Niulang und Zhinü' heute noch bewahren können, ist die ethische Gesinnung der Treue und Standhaftigkeit in der Liebe. Solange man in diesem Sinne das Fest Qixi begeht, hat es auch gegenwärtig eine praktische Bedeutung."
Die Werte des Feiertages sollten überdies auch aktiv innerhalb der Gesellschaft belebt werden, so Mei Lianhua. Wichtige Beiträge könnten etwa zuständige Kulturbehörden mit einer Reihe von Aktivitäten leisten, um die Bevölkerung an die eigenen Wurzeln zu erinnern.
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