Wenn die chinesische Hauptstadt in der Sommerhitze brütet, hilft eigentlich nur eins: die Flucht aufs Land. Cuandixia, ein kleines Bergdorf im Westen Beijings ist eine Möglichkeit. Das von grünen Hügeln umgebene Cuandixia wirkt fast mediterran. Von der Ferne betrachtet könnte man meinen, man befinde sich mitten in der französischen Provence: Anstatt Lavendel und Wein gibt's Gurken und Tee.
Auch die roten Laternen der unzähligen Gasthäuser und nicht zuletzt die mit Sonnenschirm bewaffneten Touristengruppen holen einen wieder zurück nach China.
Cuandixia stammt aus der Ming-Dynastie und ist somit um die 500 Jahre alt. Das wissen mittlerweile viele und der kleine Ort wird von Besucherströmen überschwemmt. Rustikal aber mit Liebe zum Detail – so lässt sich die Architektur der 70 Gebäudekomplexe wohl am besten beschreiben. Feine Dachziegel und Wandkalligraphien prägen das Bild Cuandixias ebenso wie das robuste Gemäuer.
Um die 50 Yuan kostet die Übernachtung im einfachen, aber sauberen Doppelzimmer. Auch wenn es draußen kühler wird, irgendwann ab November, ist ein mehrtägiger Besuch möglich: Viele der Gäste-Betten sind traditionelle Kangs mit eigenem Ofen, der in der Nacht befeuert werden kann. Und wenn das nicht reicht, hilft vielleicht auch die Körperwärme des Bettnachbarn – in einigen Kangs haben bis zu sechs Personen Platz. Vorreservieren ist nicht notwendig, in einem der knapp 40 gelisteten „Inns" ist sicher ein freies Bett zu finden.

Wer auch im Sommer seine Ruhe möchte, sucht sich am besten selbst einen Weg über die umliegenden Berge. Eine Wanderung auf eigene Faust ist auf jeden Fall zu empfehlen – ein schöner Ausblick ist auf praktisch allen Routen garantiert und die meisten Touristengruppen scheuen lange Aufstiege. Mit etwas Glück muss man den Gipfel und die Aussicht dann nur mit einer Ziegenherde teilen.
Wann, wo und wie viel?
Ins 650 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Cuandixia kommt man am besten mit dem Bus. Der 929 Zhi (929支), also die Zweiglinie vom Bus Nummer 929, fährt die 90 Kilometer lange Strecke täglich um 7:30 Uhr und 12:40 Uhr. Startpunkt ist der Busbahnhof an der Endhaltestelle der U-Bahnlinie 1 Pingguoyuan (etwa 200 Meter westlich des U-Bahnausgangs). Das Ticket kostet 18 Yuan. In Cuandixia gibt es um 10:30 Uhr und um 15:30 Uhr eine Verbindung zurück in die Stadt.

Am Eingang der Bergregion um Cuandixia werden an einer kleinen Ticketstation 35 Yuan Eintritt verlangt. Der Bus fährt danach noch weiter bis zum eigentlichen Zielort. Also nicht vergessen, wieder einzusteigen!
Sowohl in Beijing als auch im Bergdorf bieten Privatpersonen Fahrten in ihren Mini-Bussen an. Dabei ist natürlich Handeln gefragt. Je größer die Gruppe, umso günstiger der Preis. Eine einfache Fahrt kostet dann zwischen 25 und 30 Yuan pro Person. Diese Variante ist schon ein Erlebnis für sich und zum Teil auch nur für Wagemutige: Entlang der serpentinenartigen Bergstraße in dem klapprigen Gefährt kommen dem Fahrgast 50 km/h wie 150 vor und die Fahrer kennen keine Angst. Gurte sind auch eher selten. Dafür erreicht man die U-bahn-Station so schon in etwa 1,5 Stunden, und nicht wie mit dem öffentlichen Bus in 2,5.
(Quelle: CRI Text: Marie Bollrich)
|