Die Senioren sind meist sehr freundlich. Diese alte Frau fragt mich: „Wozu machst du denn die Fotos?“ „Meine Kinder befürchten, dass ich an Alzheimer leide und machen mir Mut, Fotografie als Hobby zu betreiben“, antworte ich. „Das ist aber nett von deinen Kindern“, sagte sie.
Ich bin Lao Lu, komme aus Shanghai und lebe in Suzhou (eine Stadt in der ostchinesischen Provinz Jiangsu). In diesem Jahr bin ich 80.
Wegen der Befürchtung, dass ich an Alzheimer leide, kauften mir meine Kinder zum meinen 70. Geburtstag eine Digitalkamera, damit ich durch das Fotografieren Körper und Gehirn trainiere. Die Folge ist, dass ich immer mehr von diesem Hobby fasziniert bin. In den letzten zehn Jahren habe ich mehr als 100.000 Fotos gemacht.
Ich weiß nicht, wie gut meine Fotos sind und darum geht es auch nicht. Denn das Fotografieren selbst bereitet mir viel Freude. Mittlerweile habe ich dadurch meinen Körper gestärkt - trotz meines Alters bin ich weder schwerhörig noch habe ich Probleme mit den Augen, mein Blutdruck ist gesunken und stabilisiert sich – abgesehen davon dass ich einige Male gefallen bin… (Sehen Sie bitte das letzte Foto, das war eine Selfie nach meiner Verletzung) Ich habe gehört, Ausländer sind auch im Alter von über 80 Jahren in der Lage, aktiv beim Fotografieren zu sein. Ich habe deswegen beschlossen, diesem Hobby weitere fünf Jahre nachzugehen.
Ich fotografiere gerne alte Häuser und auch alte Menschen wie ich es einer bin. Wenn man alt ist, denkt man oft an die Vergangenheit. In den Fotos sieht man das schlichte Leben, die Liebe und den Zustand von Familien wie diese in meinem Gedächtnis, oder eventuell das traditionelle Leben im historischen Suzhou, das heute allerdings wie andere Städte seine Vergangenheit allmählich verliert. Nachfolgend meine Bildgeschichte in den alten Häusern in Suzhou.
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Ein Foto von zwei Brüdern, die zusammen das geerbte alte Haus bewohnen. Das Foto wurde 2008 gemacht. Der jüngere Bruder (links), der ein alter Junggeselle war, ist bereits gestorben.
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Diesem Mann geht es gesundheitlich nicht sehr gut. Er wurde während der Kulturrevolution als Jugendlicher mit Schulbildung ins ländliche Gebiet geschickt. Nach der Rückkehr in die Stadt fand er keine Arbeitsstelle mehr. Mit den Mieten des geerbten alten Hauses und dem Arbeitslosengeld unterhält er sein Leben. In der Freizeit trinkt er Tee und übt Kaligrafie. Bis heute ist er Junggeselle.
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Die Oma im Spiegel ist die Witwe von dem Baumwollhändler am Nord-Ufer von Suzhou. Sie ist nun schon über 90 Jahre alt und hat eine große Nachkommenschaft. Sie lebt jedoch alleine. Einkaufen, Waschen und Kochen übernimmt sie selbst. Als ich in ihrem Zuhause fotografierte, erinnerte sie mich daran, auf die Stufe zu achten.
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Der alte Mann im Foto ist ein bisschen abgestumpft. Seine Frau erklärte mir, dass er in früheren Jahren ein Ermittlungspolizist gewesen sei, hübsch und elegant. Er musste sich damals oft verkleiden und verdeckt ermitteln. Aus dem letzten Kontakt erfuhr ich, dass er nun im Krankenhaus lag.
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Das Leben der Senioren im alten Haus ist ruhig, elegant und von dem langsamen Lebenstempo in Suzhou geprägt. (Mein Foto nach der Verletzung)
Quelle: german.china.org.cn
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Als junger Mann setzte er sich nach der Dritte-Front-Politik im westchinesischen Gebiet ein. So musste er lange Zeit von seiner Frau getrennt leben. Als er nach dem Ruhestand wieder nach Suzhou zurückkehrte, war seine Frau bereits gestorben. Als ich ihn traf, trank er alleine Alkohol – wie immer. Im Schlafzimmer hängen überall die Fotos seiner Frau aus jungen Tagen.
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Der Senior war vor der Gründung der Volksrepublik ein ranghoher Angestellter bei einem ausländischen Unternehmen. Nun lebt er alleine. Jeden Tag kommen seine Kinder zu ihm und kümmern sich um seinen Alltag. Er hört gerne Peking-Oper. Ich fragte ihn, welche Szene von wem ihm am besten gefällt? „Leerplatzstrategie“ von Ma Lianliang, antwortete er.
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