Der 15. November ist in China ein besonderer Tag, fast schon ein Feiertag, denn nördlich des sogenannten „Jangtse-Heizungsgürtels" wird jedes Jahr offiziell an diesem Datum die Zentralheizung eingeschaltet. Zentralheizung gibt es in der Volksrepublik erst ab einem bestimmten Breitengrat und der verläuft in etwa entlang des längsten Flusses des Landes, des Jangtsekiang. Je nach Wetterlage wird der Termin auch schonmal vorgeschoben, in dieser Saison waren es zwei Tage. Für die meisten Chinesen bedeutet das: vor dem 15.11. muss sich warm angezogen werden, Wärmflaschen helfen am frostigen Arbeitsplatz, zur Not wird mit der Klimaanlage nachgeholfen. Doch viele wollen kein Geld für strombetriebene Extra-Wärmespender ausgeben, vor allem Rentner. Denn es gibt auch Alternativen. Möbelhäuser zum Beispiel.
Während sich die Golden Agers in einer Ikea-Filiale in Shanghai ungeniert am kostenlosen Kaffee bedienen, wärmen sich die Senioren in Beijing in der lange vor Termin beheizten Schweden-Kantine die Füße. In Xuhui in Shanghai wurde den klönenden Kaffeeschmarotzern, die sich seit Jahren immer wieder dienstags und donnerstags zum Plaudern und Kennenlernen trafen, unlängst der Garaus gemacht. Ohne etwas zu kaufen darf im dortigen Ikea-Restaurant seit Oktober nicht mehr Platz genommen werden.
In Beijing dürfen die Senioren sitzen bleiben. Wie die Tageszeitung People's Daily berichtete, hätten es sich in den vergangenen Wochen vor allem ältere Menschen auf den Holzstühlen im mollig warmen Köttbullar-Restaurant gemütlich gemacht, Karten gespielt oder Bücher gelesen. Laut beschwert hat sich offenbar bisher niemand über die winterlichen Zusammenkünfte. Auf Nachfrage des Stadtmagazins That's Beijing soll eine Angestellte dies damit begründet haben, dass sich die Leute in Beijing zu benehmen wüssten. Deshalb würde es auch nach wie vor Kaffee und Wasser umsonst geben.
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