Südlich des Tian'anmen-Platzes, hinter dem größten und prächtigsten der alten Stadttore, dem Qianmen, wurde unlängst eine historische Einkaufsstraße rekonstruiert, die Qianmen Dajie. In einer typischen Mischung aus Nostalgie und Kommerz, wobei der Kommerz Vorrang genießt. In der weiteren Umgebung blieben noch einige wenige Hutongs erhalten, Wohnquartiere fast dörflichen Charakters. Diese malerisch verschachtelten Altstadtviertel verschwinden zwar im Zuge der radikalen Modernisierung zusehends, zugleich aber steigt ihr Wert. Mancherorts nisten sich nun wohlhabende Chinesen und Ausländer darin ein, und so haben sich Szeneviertel mit lauschigen Cafés und Boutiquen entwickelt, während gleich nebenan noch die angestammte Bevölkerung wohnt. Ein Streifzug oder eine Rikschafahrt durch die Hutongs darf bei keinem Pekingbesuch fehlen. Überhaupt empfehlen sich als Kontrast zur erlauchten Kulturgeschichte Exkursionen in den Alltag. Ein Einkaufsbummel durch die Antiquitätenstraßen und Modemärkte etwa. Oder eine göttliche Fußmassage - wellness to go. Und natürlich Recherchen zur beliebtesten Beschäftigung aller Chinesen, zum Thema Nummer eins: dem guten Essen.
Obligatorisch ist schließlich auch der Besuch der Großen Mauer. Dieses martialische Weltwunder zieht sich durch die nördliche Fortsetzung der Xishan-Berge. Aus der Ferne mutet es wie eine Kette aus Rolltreppen an, die übers Gebirge führen. Oder, poetischer, wie der Kamm eines Drachen, der China vor seinen Feinden schützen soll. Von den Wehrtürmen aus reicht der Blick weit übers Land. In beide Richtungen erstreckt sich die Mauer bis zum Horizont. Und vermittelt eine Ahnung von den Dimensionen dieses Riesenreiches, von dem halben Erdteil, den sie abschirmen sollte. Das wäre dann vielleicht die nächste Reise - ein Vorstoß ins Innere dieses unbegreiflichen und dabei so gastlichen Landes. Weit draußen im Norden, in den lichten Hainen des Xiang Shan, des "duftenden Hügels", finden wir sie dann doch noch, die seltenste Sensation von Peking: Stille! Kein Menschengewühl, kein Baustellengedröhn und kein Verkehrslärm, nur sachtes Gezwitscher und das Tuscheln der Pappeln im Wind. Der Park zieht sich bis zum Kamm der Xishan-Kette hinauf. Er ist der äußerste der drei großen kaiserlichen Gärten, die am Rande der tobenden Millionenstadt Oasen der Ruhe und Besinnung bilden.
Am bekanntesten ist der Yihe Yuan, der "Sommerpalast" der Kaiserinwitwe Cixi. Ein bisschen verhält es sich mit ihr wie mit Ludwig II.: Zum einen ruinierte sie mit ihrer Leidenschaft für diesen Garten fast den Staat, doch zum anderen zieht er heute jährlich sechs Millionen Besucher in seinen Bann. Bedeutender noch war der benachbarte Yuan Ming Yuan ("Alter Sommerpalast"), der vom frühen Kulturaustausch zwischen China und Europa zeugt. Bei zwei Strafexpeditionen der westlichen Mächte wurde er dann aber 1860 und 1900 verwüstet. Seither liegt er in Trümmern, ein ebenso wehmütiger wie staunenswerter Park. Auch das Gelände der Peking-Universität (kurz "Bei Da" genannt) war bis zum Ende des Kaiserreichs Teil dieses grünen Imperiums. Weshalb ein Mondscheinspaziergang über den Campus zu den bezauberndsten Erlebnissen zählt, die Peking bereithält.
Quelle:frankfurt.china-consulate
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