Hot town, summer in the city… Nicht nur im Song von Joe Cocker klettert die Quecksilbersäule nach oben, sondern auch im sommerlichen Beijing. Was also tun, um am Wochenende der Hitze zu entgehen? Die alten Kaiser der Qing-Dynastie haben es vorgemacht – sie flohen angesichts der Temperaturen 160 Kilometer nordöstlich nach Chengde, wo Kaiser Kangxi 1703 den ersten Palast anlegte.
Viele Touristen folgen heutzutage seinem Beispiel, auch wenn sie nicht mehr wie der kaiserliche Tross einige Wochen brauchen, um die Sommerresidenz zu erreichen. Heute gibt es eine Eisenbahnverbindung zwischen den beiden Städten, sodass man die Distanz von 160 Kilometern komfortabel in etwas mehr als vier Stunden bewältigen kann. Stolze Besitzer eines Autos sind noch schneller: Seit 2006 verbindet die Beijing-Chengde Autobahn die Innenstadt von Beijing mit der ehemaligen Hauptstadt der früheren Provinz Rehe.
Wer sich jedoch eine kühle Brise erhofft, die von den Gipfeln der Berge weht, wird zunächst mal enttäuscht: Im Hochsommer ist es auch in Chengde drückend schwül und heiß. Also empfiehlt sich zunächst ein Besuch des alten Kaiserlichen Sommerpalastes. Er gehört zu den schönsten Beispielen chinesischer Gartenarchitektur. Mit einer Fläche von 5,6 Quadratkilometern ist er auch der größte kaiserliche Parkkomplex in China. Der überwiegende Teil der Anlage ist gebirgig, der Rest besteht aus Ebenen und Seen, die von einer Mauer aus Stein mit einer Länge von etwa 10 Kilometern umgeben sind. Die Anlage lässt sich grob in zwei Teile gliedern, von denen der eine den Regierungsgeschäften mit Wohnen und der andere dem Vergnügen diente. Mit der visuellen Pracht des Sommerpalastes in Beijing lässt sich die Residenz jedoch nicht vergleichen. Die Faszination liegt eher im Detail. Ein Großteil der über hundert Gebäude wurde aus dem äußerst seltenen Sandelholz errichtet, dessen Kostbarkeit mit der von Gold verglichen werden kann. Der Wert dieses Palastes ist also schier unschätzbar. In den einzelnen Gebäuden befinden sich übrigens kleine Museen, von denen der Besuch im Wachsfigurenkabinett besonders zu empfehlen ist. Hier werden die 12 Kaiser der Qing-Dynastie gezeigt, in Situationen, die für ihre Amtszeit charakteristisch waren. So sieht man etwa den letzten Kaiser Pu Yi, wie er im zarten Alter von drei Jahren weinend auf dem Thron sitzt.
Nicht weniger interessant sind die so genannten „Acht äußeren Tempel", die sich außerhalb der Mauern im Norden von Chengde befinden. Sie wurden mitsamt der Sommerresidenz in die UNESCO-Liste des „Weltkulturerbes" aufgenommen. Sie präsentieren verschiedene Architekturstile aus ganz China, und man ist erstaunt, inmitten dieser Berglandschaft plötzlich eine perfekte Kopie des Beijinger Himmelstempels zu sehen. Am eindrucksvollsten ist jedoch der Putuo-Zongcheng-Tempel, der in Anlehnung an den Potala Palast in Lhasa erbaut wurde. Der „Mini"-Potala wurde im Jahr 1771 im Maßstab 1:2 errichtet und lässt die Dimensionen des Originals erahnen – die Größe ist immer noch beeindruckend! Im Gegensatz zu Tibet muss man in Chengde jedoch nicht mit Höhenkrankheit rechnen, liegt doch die Gegend auf 500 Metern Seehöhe. Nicht minder beeindruckend ist Puning-Si, der Tempel des allgemeinen Friedens. Dort befindet sich die größte Guanyin-Statue der Welt, ungefähr 22 Meter hoch und 110 Tonnen schwer. Guanyin ist die buddhistische Gottheit der Gnade. 42 Arme winken auf die Betrachter herab, die sich angesichts ihrer Größe wie Zwerge vorkommen!
Wer nach diesen Besuchen noch genug Kondition hat, kann sich an den „Hammer Rock" heranwagen, ein Berg in der unmittelbaren Nähe, dessen bizarre Form an einen Kegel erinnert. Die Distanz zum Gipfel sollte man nicht unterschätzen, vor allem, weil die Wanderwege de facto nicht beschildert sind. Oben wird man jedoch mit einer tollen Aussicht belohnt. Außerdem führt ein Sessellift direkt auf den Gipfel, sodass man sich den anstrengenden Marsch gegebenenfalls auch sparen kann.
Ort: Nr. 20 Lizhengmen Straße, Chengde, Hebei
Öffnungszeit: 8:00 – 17:30 täglich
Preis:120 RMB
(Text: Wolfgang KuhnQuelle: CRI)
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